Was ist die Time to Live (TTL)? (Gültigkeit von DNS-Daten)
Im Hintergrund der Website-Erreichbarkeit spielt ein kleiner Wert eine entscheidende Rolle bei der Geschwindigkeit und Flexibilität Ihrer Domain: die Time to Live (TTL). Sie ist besonders wichtig, wenn Sie einen Website-Umzug oder Hoster-Wechsel planen.
Die schnelle Definition
Die Time to Live (TTL) ist eine Angabe (gemessen in Sekunden) in den DNS-Einträgen einer Domain. Sie teilt Servern (Resolvern) im Internet mit, **wie lange** sie eine abgerufene Information (z.B. die IP-Adresse Ihrer Website) in ihrem Zwischenspeicher (Cache) behalten dürfen, bevor sie diese Information erneut beim autoritativen Server anfragen müssen.
Flexibilität vs. Performance
Die TTL ist eine ständige Abwägung zwischen Effizienz und Aktualität. Ihre korrekte Handhabung ist entscheidend für technisches SEO und Website-Management:
- Website-Migrationen & Hoster-Wechsel: Das ist der wichtigste Anwendungsfall. Wenn Sie auf einen neuen Server umziehen, ändert sich Ihre IP-Adresse. Haben Sie eine hohe TTL (z.B. 24 Stunden) eingestellt, kann es bis zu 24 Stunden dauern, bis alle Nutzer auf der Welt die neue Adresse sehen. In dieser Zeit sehen manche Nutzer die alte, manche die neue Seite (oder eine Fehlermeldung).
- DNS-Propagation (Verbreitung): Die TTL bestimmt, wie schnell sich Änderungen im DNS weltweit verbreiten.
- Performance & Serverlast: Eine hohe TTL (z.B. 86400 Sekunden = 24 Stunden) ist gut für die Performance. Die DNS-Resolver der Internetanbieter müssen Ihren Server seltener anfragen, was dessen Last reduziert und die Namensauflösung für wiederkehrende Besucher beschleunigt.
- Ausfallsicherheit: Bei Systemen mit Failover (z.B. wenn ein Server ausfällt und der Traffic auf eine Backup-IP umgeleitet wird) ist eine niedrige TTL entscheidend, damit die Umleitung schnell greift.
Ein praktisches Beispiel
- Sie setzen die TTL für Ihren A-Record (der Ihre Domain auf die IP-Adresse leitet) auf **3600** (Sekunden).
- Ein Nutzer besucht Ihre Seite. Der DNS-Resolver seines Internetanbieters (z.B. Telekom) fragt bei Ihrem Server die IP ab und erhält als Antwort: “Die IP ist 1.2.3.4 und diese Info ist für 3600 Sekunden gültig.”
- Der Telekom-Resolver speichert dies.
- Jeder andere Telekom-Kunde, der Ihre Seite in der nächsten Stunde (3600s) besucht, erhält die IP-Adresse direkt aus dem schnellen Cache des Telekom-Resolvers.
- Nach einer Stunde ist der Eintrag ungültig, und der nächste Besucher löst eine erneute, “frische” Abfrage bei Ihrem Server aus.
Profi-Tipp: Die TTL vor einem Umzug senken!
Das ist die goldene Regel bei jedem Server-Umzug oder Hoster-Wechsel:
Mindestens 24-48 Stunden VOR dem Umzug: Ändern Sie die TTL Ihrer DNS-Einträge (insbesondere A-Record und CNAME) auf einen sehr niedrigen Wert, z.B. 300 (5 Minuten) oder sogar 60 (1 Minute).
Am Tag des Umzugs: Führen Sie den Umzug durch und ändern Sie die IP-Adresse im DNS. Da die Resolver weltweit angewiesen wurden, die Info nur 1-5 Minuten zu speichern, werden sie sehr schnell die neue IP-Adresse abfragen. Ihr “Downtime”-Fenster bei der Umstellung wird massiv verkürzt.
Nach dem Umzug (ca. 24h später): Setzen Sie die TTL wieder auf einen hohen Wert (z.B. 3600 oder höher), um die Serverlast zu reduzieren.
Zusammenfassung: Die Time to Live (TTL) ist eine DNS-Einstellung, die die Caching-Dauer von DNS-Einträgen (wie IP-Adressen) in Sekunden festlegt. Eine hohe TTL verbessert die Performance, eine niedrige TTL ermöglicht schnelle Änderungen. Für SEO und Website-Migrationen ist es entscheidend, die TTL vor einem Umzug drastisch zu senken, um die Übergangszeit (Propagation) zu minimieren.

